Sideways Action and Skijöring: das FAT Ice Race war ein höllischer Winterspaß

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Fantastisches Wetter, eine perfekt präparierte und in der strahlenden Wintersonne glitzernde Piste sowie eine Afterparty, die uns noch bis nach Mitternacht zum Tanzen brachte. Was mehr hätte man von einem Saisoneröffnungs-Event wie dem FAT Ice Race noch erwarten können?

In den letzten Jahren war das FAT Ice Race nicht gerade vom Glück verfolgt. Absagen aufgrund der Corona-Pandemie (zwei Jahre) und klimawandelbedingter Wetterphänomene (zu viel Schnee, zu wenig Frost) führten dazu, dass bereits ernsthaft über die sichere Zukunft der Veranstaltung diskutiert wurde. Doch jeder freut sich über ein gutes Comeback, und nach einer etwas holprigen Veranstaltung 2024 – als die Autos in tiefem, weichem Schnee und Schlammspuren fahren mussten und das Skijöring, die Hauptattraktion, die das FAT Ice Race zu „DEM Eisrennen" schlechthin macht, abgesagt werden musste – kamen Ferdi Porsche und sein Team dieses Jahr mit Vollgas zurück.

Tatsächlich haben Ferdi und das FAT-Projekt in den letzten zwölf Monaten das gemeinsame Engagement noch einmal kräftig ausgedehnt. Nach einer erfolgreichen US-Ausgabe mit FAT Aspen nahm das Team aus Zell am See mit einem vom deutschen Privatteam Proton Competition eingesetzten Porsche 963 an den 24 Stunden von Le Mans teil, wurde mit seinem Café FAT Mankei Grossglockner zu einer lokalen Größe und einem angesagten Hub der Autokultur, arbeitete zusammen mit internationalen Marken an diversen neuen Merchandising-Artikeln und gründete sogar eine eigene Kart-Liga, die die Kosten für diesen Einsteiger-Motorsport um 75 Prozent senkt und ihn so für fast jeden zugänglich macht.

Sie waren in der Tat sehr beschäftigt und es wäre töricht anzunehmen, dass sie nicht darüber nachgedacht hätten, wie man das Event, mit dem alles begann, weiter verbessern könnte. Und Boy, sie haben ihre Hausaufgaben wirklich gemacht, wobei das Grundrezept gleichgeblieben ist. Das besteht weiter primär aus der Eisbahn, wo so unterschiedliche Modelle wie ein Ferrari 365 GTB4 Daytona Competizione, Cross Karts, ein Porsche Typ 64 („Berlin-Rom-Wagen") und eine Audi Q6 e-tron Offroad-Studie, in der sich Jutta Kleinschmidt und Susanne Kottulinsky am Steuer abwechselten, ihre Bahnen zogen. Aber das Ganze wurde an den Rändern der Strecke subtil verfeinert, was das Event zu einem umfassenderen Erlebnis machte.

Die gute Nachricht ist, dass die Veranstaltung mit rund 5.000 Teilnehmern, Zuschauern und Medien ihren sehr intimen Charakter bewahrt hat. So ist es immer noch relativ einfach, Freunden und Bekannten sowie legendären Autobauern wie Alois Ruf oder Renn- und Rallye-Fahrern wie Hans-Joachim Stuck oder Harald Demuth zu begegnen, zumal es keine Absperrungen zwischen Zuschauern, VIPs und Fahrern gibt. Die freundliche Atmosphäre bedeutet nicht, dass es unorganisiert wirkt, im Gegenteil. Gäbe es nicht die eine oder andere Verzögerung – was im Motorsport ganz normal ist – würde die gesamte Veranstaltung so exakt wie eine Porsche Design-Armbanduhr ablaufen.

Darüber hinaus wurde das gesamte Erscheinungsbild der Veranstaltung deutlich verbessert. Eine riesige aufblasbare FAT-Rennfahrerfigur begrüßte die Gäste am Eingang, und in einem der Hangars gab es eine herrliche Kaffee- und Zimtschneckenbar, betrieben von einem der Hauptsponsoren – Polestar. Dezentes Branding und fantastische Porsche-Renn- und Rallyeautos, wohin man auch schaute, sorgten für „Instagram-freundliche" Momente bei allen Content-Erstellern, die aus ganz Europa nach Zell am See geströmt waren.

Zu guter Letzt war der Wettergott den Veranstaltern wohlgesonnen. Er sorgte nicht nur für Minusgrade morgens, abends und nachts, sodass nicht nur die Eisbahn ordentlich präpariert werden konnte, sondern auch ausreichend Schnee lag, um die Strecke mitsamt ihrer Schneewälle überhaupt auf dem zugefrorenen See anlegen zu können. So konnten alle Autos in den Finals Kopf-an-Kopf gegeneinander antreten und auch der traditionelle Prof. Ferdinand Porsche Memorial Skijöring-Wettbewerb lief wie geplant ab. 

In dieser besonderen Kategorie lassen sich draufgängerische Skifahrer von verrückten Rennwagen aller Kategorien ziehen – angefangen vom „Enfant terrible" des Events, Michael Gross, der sich von einem Baja-Buggy auf Käfer-Basis ziehen ließ bis zu Christian Rühle mit seinem Ford GT40 als Zugpferd. Beim Kampf um den ersten Platz in der Kategorie „FAT Performance Klassik" übertrieb es dann Gross, der zuvor schon das Skijöring-Rennen gewonnen hatte, als er in einer Kurve die Kontrolle über seinen Baja-Bug verlor und nach Kontakt mit der „Bande" auf der Seite liegenblieb (siehe Foto). Dafür schaffte es unser Kollege und Ice Race-Debütant, der Fotograf Nikos Karampotis, im Skijöring-Rennen aufs Podium. Er zog sich und den Skifahrer Wojtek Rajzer mit einem stark modifizierten 944 Turbo „Dakarista" erfolgreich auf Platz drei.

Christophe Duchesne von Borromeo De Silva begeisterte die Zuschauer mit einer mutigen Demonstration am Steuer eines Dallara Stradale in Tutto Bene-Farben, und David Zupancic Valant zeigte den Fans, dass man nicht unbedingt viele PS und Allradantrieb braucht, um spektakulär durch die Kurven zu driften. Er ließ seinen frühen Austin Mini wie ein olympischer Eiskunstläufer um die Strecke tanzen. Und das alles, während er stolz einen „Du hättest nur die verdammten Türen wegsprengen sollen"-Aufkleber auf dem Dach zur Schau stellte.

Sogar auf den Parkplätzen kochten die Emotionen hoch, wo man eine bunte Mischung aus lässig geparkten Huracan Sterrato, GT3 RS und sogar einen Mercedes AMG One sowie unsere eigenen Classic Driver-Transportmittel entdecken konnte: meinen 996 Carrera 2 von 2001 und Filip Blanks Familien-Abenteuerfahrzeug für Überlandfahrten, einen 955 Cayenne von 2006. Beide legten die 1.200 Kilometer von Warschau ohne Unterbrechung zurück.

Zum Abkühlen genehmigten wir uns ein erfrischendes Bier oder ließen uns von den durch die Autos aufgewirbelten Schneeflocken einrieseln. Der Dresscode der Veranstaltung – Winterkleidung aus den 1990er-Jahren – passte perfekt zur Musik, und wir hätten uns nur gewünscht, dass der Rennkommentar bei so vielen internationalen Zuschauern nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch erfolgt wäre. So oder so: alle hatten ihren Spaß, atmeten die Dämpfe des hochoktanigen Rennbenzins ein, bewunderten die verschiedenen seltenen Le-Mans-Autos und genossen beim Sonnenbaden Glühwein.

Das Ganze endete mit einer Afterparty, die von 18 Uhr bis weit nach Mitternacht dauerte, bei der wir wild zu den Tracks von Superstar-DJ Wolfram Amadeus tanzten. Er brachte die Tanzfläche zum Brennen, gerade als wir uns nach einem fast zehnstündigen „Arbeitstag" in Ruhe in unsere Quartiere zurückziehen wollten.

Wir haben aus sicherer Quelle erfahren, dass Ferdi Porsche und das FAT-Team in Zukunft noch weitere spannende Events planen. Und nach dem, was wir dieses Jahr beim Ice Race 2025 gesehen haben, können wir es kaum erwarten, an allen teilzunehmen. Also … was steht als Nächstes auf dem Plan, Ferdi?

Fotos von Filip Blank

Aus dem Englischen von Thomas Imhof

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