Nur in Italien konnte diesem Cisitalia 202 solch ein himmlisches Comeback gelingen

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Italo-Coupés und -Cabrios aus den 1950ern verströmen eine ganz spezielle Schönheit und Eleganz. Aber nur wenige mit so viel Anmut wie der Cisitalia 202 A. Wir gehören zu den Ersten, die sehen, wie dieses Juwel italienischen Designs nach vier Jahren Arbeit bei Gulfblue in neuem Glanz erstrahlt.

Es kann manchmal eine Weile dauern, bis man eine Verbindung zu einem Auto aufbaut. Aber es gibt welche, bei denen ist es Liebe auf den ersten Blick. Der Cisitalia 202 fällt eindeutig in die zweite Kategorie. Seine Schönheit ist berauschend und ermutigt den Betrachter, mehr über seine Ursprünge und seine geistigen Väter zu erfahren. Während der bescheidenen Anfänge der Automobilbranche im Nachkriegs-Italien konnte es passieren, dass selbst die kundigsten Autoliebhaber beim Anblick dieses Coupés darüber rätselten, was genau sie da vor sich hatten. Vielleicht sagte ihnen der Name Cisitalia noch nichts, aber sie waren von der Eleganz und Schönheit völlig überwältigt. Es ist diese Leidenschaft für die Marke und ihre tiefen Wurzeln in der italienischen Automobilgeschichte, die unsere Bologneser Freunde von Gulfblue.it dazu veranlasste, dieser Ikone ihren früheren Glanz zurückzugeben und sich auf ein echtes rein italienisches Abenteuer einzulassen.

Cisitalia wurde 1939 vom Turiner Textilindustriellen Piero Dusio gegründet und machte seinen Umsatz zunächst während des Zweiten Weltkriegs mit der Herstellung von Militäruniformen. Neben diesem Geschäft liebte Dusio Geschwindigkeit und versuchte sich schon vor der Firmengründung im Amateur-Rennsport. Nicht erfolglos, gewann er doch 1937 bei der Mille Miglia auf einem Fiat Siata 500 Grand Sport die Klasse bis 750 cm3 Hubraum. Dieser Erfolg ließ in ihm den Traum vom Bau einer Eigenkonstruktion reifen. So entstand 1946 der D46, ein kompakter Einsitzer mit einem Gitterohrrahmen, der einschließlich des 1,1-Liter-Motors weitgehend auf Fiat-Teilen beruhte und ab 1946 in der Voiturette-Klasse und später in der Formel 2 antrat. Ein beliebter Rennwagen für alle, die günstig in den Formelrennsport einsteigen wollten. 

 

 

Bereits 1947 folgte mit dem Coupé 202 das erste und eng mit dem D46 verwandten Straßenmodell Cisitalias. Der Grundentwurf stammte vom legendären Dante Giacosa, doch war es Giovanni Savonuzzi, der das Projekt weiterführte und mit Hilfe von Pinin Farina verfeinerte. Dank dieses Modells, das das New Yorker Museum of Modern Art schon 1951 als erstes Auto in seine Dauerausstellung aufnahm, blieb Cisitalia trotz des frühen Bankrotts im Jahr 1963 Kennern als einer der elegantesten Automobilhersteller Italiens in Erinnerung.

Dieses Exemplar ist eines von vermutlich nur 170 Stück, die innerhalb von fünf Jahren produziert wurden. Enrico Rondinelli und sein fachkundiges Team bei Gulfblue fanden heraus, dass dieser Cisitalia 202A, VIN 110, einer der letzten aus der 1948 produzierten A-Serie war, mit einer bei Vignale gefertigten Karosserie. In der Farbe Azzurro Chiaro Metallizzato lackiert, ging er 1949 an seinen Erstbesitzer, mit Rechtslenkung, wie damals alle Wagen auf Fiat-Basis. Das Auto ging auf einen Giro d'Italia, hatte Besitzer in Rom, Neapel, Lecce, Cagliari, der Emilia-Romagna und Como. In den späten 80er-Jahren war er im Besitz von Elio Paterloni auf Sardinien, der es teilweise restaurierte, auf Rot umlackierte und für einen Start bei der Mille Miglia von 1989 vorbereitete. 

In den späten 90ern- und frühen 2000ern gelangte der Cisitalia dann in die Provinz Bologna, wo ihn Enrico und sein Team nur 30 Kilometer von ihrem Betrieb entfernt eher durch Zufall fanden. Aufgrund der zahlreichen Aussagen früherer Besitzer, die seine Echtheit bestätigten, entschieden sie sich für eine komplette Restaurierung. Dabei holten sie sich Hilfe von Garage Levante, Vecchiatini Motorclassic, Tappezzeria Ferraresi (Sitzbezüge), Classic Bodywork und Automotive Masterpieces – allesamt stolze italienische Unternehmen. 

Das Sahnehäubchen war Delio Galassi, inzwischen in seinen Neunzigern und von Enrico als „weltweit bester Cisitalia-Mechaniker" gepriesen. Ein Mann mit einer Fülle an Wissen über diese einzigartigen Autos und Besitzer seines eigenen, roten 202. Nach eigenen Angaben hat er in seiner Zeit zwischen zehn und 15 Cisitalia restauriert, darunter zwei Barchettas, die so genannten „Nuvolari"-Modelle. Ersatzteile liefert er noch in die ganze Welt. Galassi hatte auch an genau diesem Exemplar (VIN 110) gearbeitet und konnte sicherstellen, dass es mechanisch genauso gut in Schuss war wie seine frisch restaurierte Aluminiumkarosserie. Vor Beginn der Arbeiten war sie noch rot lackiert, aber Lackreste am Unterboden gaben Rückschlüsse auf die (hellblaue) Metallic-Originalfarbe. In die wurde das ohne eine B-Säule auskommende Coupé dann wieder neu lackiert, was trefflich zum beigen Interieur passt. Enrico betont, dass alle Karosserieteile absolut original seien; innen wichen nur zwei Details ab: die etwas ergonomischer geformten Sitze und das Vierspeichen-Lenkrad aus einer Nuvolari- Barchetta. Das Ergebnis ist eine echte, rein italienische Teamleistung, die sicherstellt, dass dieser Cisitalia noch Jahrzehnte weiterleben kann.

Nach einer fast vier Jahre dauernden Restaurierung brachte das Team für dieses Foto-Shooting und das dazugehörige Video das fertige Auto zur Piazza Santo Stefano in Bologna. Ein Ort, den Enrico zu Recht als einen der schönsten Plätze Italiens bezeichnet. Der Platz verkörpert Klassizismus und Schönheit, ganz wie das Auto. Nach 75 Jahren verlässt der 202 A nun sein Heimatland gen Los Angeles. Wo sich unzählige Autoliebhaber von der amerikanischen Westküste an ihm erfreuen werden.

 

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Fotos: Journey 24 - Alessandro Tomasi

Video: Tappezzeria

Galerie 
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Wenn Sie durch diese spannende Dokumentation dem Charme des Cisitalia erlegen sind, finden Sie einige zum Verkauf stehende Modelle gleich hier im Classic Driver Markt!

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